312 Seiten, btb Verlag 2015, aus dem Amerikanischen übersetzt von Eva Bonneé unter Mitarbeit der Autorin
Was ist eigentlich dieses YOUTUBE, wo liegt es und kann man es finden? Der betagte Mister Yankele Hertzmann stellt sich diese Fragen. Und macht sich mitten in New York auf die Suche. Denn er hat große Probleme: Seine vier erwachsenen Kinder sind Teilhaber seines erfolgreichen Kaffeehandelsunternehmens, aber leider sind sie unsäglich zerstritten, untereinander und auch mit ihm. Er dringt überhaupt nicht mehr zu ihnen durch. Dabei hätte er ihnen so viel zu sagen. Es gibt unendlich traurige Ereignisse in seinem Leben, über die er nie gesprochen hat. Jetzt wäre er soweit, jetzt könnte er sprechen, jetzt will er es unbedingt, denn wer weiß, wie lange man noch lebt, wenn man 85 Jahre alt ist? Aber genau jetzt hört ihm einfach keiner zu. Da kauft Yankele Hertzmann im Elektrofachhandel seines Viertels eine Videokamera, nur für sich. Nicht einmal seiner geliebten Ehefrau Dora erzählt er, dass er nun Nacht für Nacht in die Kamera spricht. Irgendwie wird es schon bei diesem YOUTUBE ankommen und von den richtigen Adressaten gesehen und gehört werden…
Die Autorin Vanessa Fogel (geboren 1981 in Frankfurt/Main hat in vielen Städten gelebt: Tel Aviv, New York, London und anderen. Es gelingt ihr, ein jüdisches Familienleben über Generationen und Kontinente hinweg bewegend und realistisch zu schildern. Am Ende haben die digitalen Erzählungen des betagten Mannes tatsächlich gravierende Folgen. Wenn auch nicht ganz so, wie von Hertzmann geplant…
Eine Besprechung von Renate Schwarzbauer